Bright Sights Podcast

Anna Gruner & Matthias Mett

Produkte gestalten – Dynamische Stromtarife als Motor der Produktinnovation und Kundenbindung

Mit Linda Klümper von den Stadtwerken Münster

04.07.2024 46 min Staffel 1 Episode 2

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Folge von "Bright Sights – Energiewende gemeinsam" sprechen Anna und Metti mit Linda Klümper, Leiterin der Innovationsabteilung bei den Stadtwerken Münster, über die Produktentwicklung dynamischer Stromtarife aus Sicht der Stadtwerke.

Linda erläutert, wie die Stadtwerke Münster dynamische Tarife als Motor für Innovation und Kundenbindung nutzen. Sie beschreibt die Struktur und Arbeitsweise der Innovationsabteilung, die verschiedene Projekte parallel vorantreibt, darunter auch dynamische Stromtarife. Ein wichtiger Aspekt ist der Einsatz von Apps, die zusammen mit Anytime Green entwickelt werden, um Elektroautos, Wärmepumpen und andere Geräte zu steuern und so die Stromnutzung zu optimieren.

Die Diskussion umfasst die Herausforderungen bei der Einführung dynamischer Tarife, einschließlich der technischen und regulatorischen Anforderungen. Linda hebt hervor, dass die Stadtwerke mit kleinen Kundengruppen starten, um das Produkt zu testen und anzupassen. Das Ziel ist es, den Verbrauch zu Zeiten günstiger Strompreise zu verschieben und gleichzeitig die Netze zu entlasten.

Linda betont die wirtschaftlichen Potenziale dynamischer Tarife, insbesondere durch Cross-Selling und Kundenbindung. Sie erklärt, dass die Stadtwerke Münster bestrebt sind, sich als ganzheitlicher Energiedienstleister zu positionieren, der mehr als nur Strom verkauft, sondern umfassende Lösungen anbietet.
Zum Abschluss wird diskutiert, wie wichtig es für Stadtwerke ist, sich in einem dynamischen Markt zu behaupten und wie die Zusammenarbeit mit anderen Stadtwerken und innovativen Partnern gestärkt werden kann.

Die Folge zeigt, wie dynamische Stromtarife innovative Produktentwicklung und Kundenbindung vorantreiben können. Stadtwerke Münster nutzen diese Tarife, um sich als zukunftsorientierter Energiedienstleister zu positionieren und bieten Lösungen, die sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile bieten.

Transkript

Hallo und herzlich willkommen zu BrightSides Energiewende gemeinsam. Ich bin Anna. Und ich bin Matti. In der ersten Staffel unseres Podcasts dreht sich alles um die spannende Welt der dynamischen Stromtarife und wir gehen vom Marktpotenzial bis zur Optimierung auf alle Wertschöpfungsstufen in der Produktentwicklung ein. Wir sprechen mit Expertinnen und Experten, die ihre Perspektive hinsichtlich der aktuellen Entwicklungen, Herausforderungen und Chancen rund um die Produkteinführung dynamischer Stromtarife mit uns teilen. Egal, ob ihr schon Profis auf dem Gebiet seid oder einfach nur neugierig, was die Zukunft der Energieversorgung bringt. Wir haben für jeden was dabei und wir freuen uns natürlich auf euer Feedback. Und jetzt wünschen wir euch viel Spaß bei unserer heutigen Ausgabe Produkte gestalten – dynamische Stromtarife als Motor der Produktinnovation und Kundenbindung mit Linda Klümper von den Stadtwerken Münster. Hallo, Moin. Hier ist Brightside. Anna, wie geht's? Gut. Sehr schön. Genau, zweite Episode heute. Produktentwicklung aus Sicht der Stadtwerke. Und bei uns hier in unserem kleinen virtuellen Studio ist Linda Klümper aus Münster, von den Stadtwerken Münster. Hallo Linda, Moin. Hallo Anna, hallo Matti. Schön, dass du da bist und Zeit für uns hast. Ich freue mich auch. Ja genau, wir sind ja jetzt hier am Start eines neuen Projektes. Ein bisschen hemmsärmlich, wie immer einfach irgendwie reinspringen und genauso fühlen sich vielleicht auch Stadtwerke, vielleicht nicht alle, aber einige, wenn sie reinhüpfen müssen in das Thema dynamische Stromverträge, dynamische Tarife und diese gesamte Bandbreite irgendwie abbilden müssen, die da noch entsteht. Und wenn man so von draußen drauf guckt, dann ahnt man ja oft gar nicht, was es alles so für Aufgaben zu erfüllen gibt innerhalb eines Stadtwerks, wenn man so etwas einführen will. Und auch was da so an Treibern innerhalb eines Stadtwerks so existiert. Und darüber wollen wir heute mit dir sprechen, Linda. Du steckst tief drin in den Stadtwerken Münster, leitest die Innovationsabteilung. Kannst du vielleicht einmal ganz kurz ein bisschen was zu dir sagen, was so dein Kosmos ist innerhalb dieser Stadtwerke? Ja, das mache ich gerne. Ja, ich bin 37 Jahre alt. Fast 37, Entschuldigung. Ich werde erst in wenigen Tagen 37. Gefühlt bin ich es jetzt schon. Ich leite hier bei den Stadtwerken Münster seit einem halben Jahr Produktmanagement, Innovation und Marketing. Also die komplette Bandbreite von der Idee, von der Innovation bis zur Entwicklung eines massenmarktfähigen Produktes und natürlich auch inklusive der Vermarktung, die auch dazu gehört. Cool. Also auch ein ziemlich breites Spektrum letzten Endes, das du da abzubilden hast. Und wie kriegst du das eigentlich? Es fällt mir gerade so spontan noch zwischendurch ein, es wird ja nicht nur die eine Innovation, dynamische Stromtarife geben, sondern eine ganze Menge. Wie organisiert ihr das? Wie viele Leute seid ihr eigentlich in dem Innovationsbereich? In dem Innovationsteam bekommen wir heute noch Zuwachs. Deswegen muss ich kurz zählen. Wir sind fünf Innovationsmanager. Wir werden auch immer wieder punktuell verstärkt von Bergstudenten, die immer wieder auch einen neuen Blick reinbringen oder von Trainees, Projektarbeiten. Das ist, glaube ich, im Innovationskontext ganz wichtig. Und wir haben natürlich nicht nur den dynamischen Stromtarif auf der Agenda, sondern auch eine Vielzahl an anderen Themen. Ob das jetzt für die Stadtnetze auch ist oder für die Vertriebseinheit, sind wir da als Querschnittsfunktion aktiv. Und Innovationsbedarf gibt es an allen möglichen Stellen im Unternehmen. Ja, gerade wenn man sich anguckt, was insgesamt im Markt los ist, unter welchen Druckstadtwerke auch stehen, der eine oder andere oder die eine oder andere spürt das mehr oder weniger. Ich habe so den Eindruck, da formiert sich eine ganze Menge im Markt und deswegen ist gerade im Innovationsbereich, glaube ich, ein extremer Anspruch da. Die Stadtwerke im Allgemeinen, wenn man sich anschaut, was da gerade sich im Markt formiert, sind, glaube ich, schon ziemlich unter Druck oder könnten ziemlich unter Druck geraten und deswegen stehen Innovationsabteilungen, glaube ich, auch ganz besonders im Fokus, nachher für lukrative Geschäftsmodelle irgendwie auch Sorge zu tragen, die in Zukunft noch funktionieren. Gibt es da bei euch ein grundsätzliches Vorgehen, wie ihr an solche Fragen und Themen herangeht? Wir haben einen Innovationsprozess etabliert, als wir die Abteilung gegründet haben. Das war natürlich direkt vor gut vier Jahren eine der ersten Fragestellungen. Wie gehen wir da eigentlich heran? Wie kommen Innovationen oder Ideen zu uns? Was machen wir. Ganz wichtig ist, dass wir offen an neue Themen herangehen und versuchen, ein Bild davon zu machen, uns eindenken und die Köpfe öffnen. Das machen wir auch einmal die Woche. Wir nehmen uns die Zeit, abseits der Projekte, in denen wir stecken, und gucken immer wieder über den Tellerrand, was neue Trends sind, was neue Ideen sind. Wir versuchen, die zu bewerten. Dann geht es insbesondere darum, sehr schnell und schlank zu einem MVP zu kommen, am Kunden Dinge auszutesten. Das ist immer leichter gesagt als getan, weil dann ist man wieder schnell in der Stadtwerke-Welt gefangen mit der Komplexität der Prozesse, mit natürlich auch hohen Qualitätsansprüchen, die wir haben. Da kommen so zwei Welten zusammen, wo wir auch versuchen Brücken zu bauen und an der Stelle vielleicht auch mal neue Wege zu bestreiten und nicht mit der 100%-Lösung zu starten. Einfach um den Lerneffekt in den Vordergrund zu stellen. So ist es jetzt auch beim dynamischen Tarif. Also wir wollen den ja im Sommer einführen und wir starten auch erstmal mit einer kleinen Kundengruppe. Unser Produkt besteht im Kern ja aus zwei Komponenten. Das ist der dynamische Tarif, der von uns, von den Stadtwerken kommt. Die am Spotmarkt orientierten Preise, die wir durchreichen über Day Ahead, über Stundenwerte am Vortag und zur Abrechnung bringen müssen, möchten. Das Herzstück ist dann natürlich aber die App, die wir gemeinsam mit der Anytime Green entwickeln oder die Anytime Green mit unserer Unterstützung entwickelt, die dann dafür sorgt, dass das E-Auto, die Wallbox, die Wärmepumpe bzw. der Speicher perspektivisch dann auch automatisch gesteuert wird, immer dann, wenn Preise besonders günstig sind bzw. besonders viel Strom aus erneuerbaren Energien verfügbar ist. Perfekt, das ist ja die richtige Überleitung. Bei uns steht hier auf der Agenda erster Punkt oder weit oben Zielmarkt. Wer soll denn jetzt tatsächlich angesprochen werden zum Start und dann vielleicht auch in so einer Art Rollout, wenn, wer ist dann, weiß ich nicht, Phase 2, 3, 4 am Ende in eurem Visier? Wen wollt ihr damit glücklich machen mit diesem neuen Produkt? Glücklich machen werden wir sicherlich zuerst die Elektroautofahrer. Das ist sicherlich die Zielgruppe, die für uns gerade im Fokus steht. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass das der erste Use Case ist, den Anytime Green in der App umsetzt in unserem Gemeinschaftsprojekt. Somit werden wir die hoffentlich ganz schnell glücklich machen. Wir starten dabei allerdings mit einer kleinen Kundengruppe, also gehen da noch nicht sofort in die Masse rein, um auch diesen Lerneffekt zu haben. Wir hoffen uns natürlich, dass die E-Auto-Fahrer mithilfe unserer Lösung dann auch wirklich sehr schnell Einsparpotenziale in ihrem Ladevorgang haben. Und dann geht es weiter im nächsten Schritt natürlich Richtung Wärmepumpenbesitzer oder PV-Anlagenbetreiber mit Speicher im Hintergrund, aber auch Smart Home-Geräte können noch ein interessantes Add-on sein. Du hast das Produkt ja auch bei der VKU-Vertriebstagung letztens kurz vorgestellt und hattest da auch darüber gesprochen, dass ihr einen Mehrwert für den Kunden anbieten wollt oder dass das euer Anspruch ist. Der Mehrwert sind sicherlich einerseits die Einsparungen, aber gibt es da weitere Aspekte konkret, durch die sich euer Produkt dynamischer Tarif auszeichnet? Ja, auf jeden Fall. Also der Einsparung ist sicherlich das Hauptargument. Ich sage mal, Strom ist jetzt für viele Kunden nicht so das spannendste Produkt schlechthin. Und es geht natürlich immer darum, sich preislich ein attraktives Angebot zu schaffen. Das steht hier sicherlich auch im Mittelpunkt, diese Einsparpotenziale. Aber wir schaffen hier ja auch ein Ökosystem, ein Energiemanagement-System, was dazu befähigt, den Strom dann zu verbrauchen, wenn er auch gerade eben nachhaltig produziert wurde, aus Wind, aus Sonne. Und immer dann, wenn besonders viel da ist, ist er besonders günstig. Von daher ist das natürlich der zweite Aspekt, den wir hier in den Vordergrund stellen. Du beziehst ihn auch grün, nachhaltig und trägst dazu bei, am Ende des Tages, dass wir auch ein stabiles Stromnetz in Münster haben und Spitzen vermieden werden. Somit sind hier doch mehrere Aspekte wichtig und so kann man auch auf verschiedene Kundenbedürfnisse eingehen. Der eine, der sich eher preisoptimieren möchte und der andere, der besonders auf Nachhaltigkeit fokussiert ist. Das macht dieses Produkt aus meiner Sicht auch so spannend und so vielseitig, weil wir verschiedene Kundengruppen oder Kundentypen hier auch ansprechen können. Ja, jetzt gibt es ja dann ganz unterschiedliche Möglichkeiten, solche Tarife zu gestalten. Das, was der Gesetzgeber sagt, ist, du musst irgendwie an einem Börsenstrompreis sich orientieren. Und das, was ich oft wahrnehme, ist, dass es im Grunde genommen nur einen Aufschlag auf diesen Börsenstrompreis gibt von x Cent, keine Ahnung wie viel das dann auch jeweils immer ist und dann verschiebt sich diese Börsenstrompreiskurve im Grunde genommen nur parallel. Wie guckst du da auf andere Preismodelle? Ist es noch zu früh darüber nachzudenken, ob man irgendwie auch zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich starke Aufschläge nehmen kann? Überfordert es gerade noch die Kunden? Müssen die erstmal lernen überhaupt mit so einem dynamischen Vertrag umzugehen und wie sind da eure Gedanken? Also spinnt ihr sowas schon weiter in diese anderen Möglichkeiten und wollt das auch vertesten oder ist das erstmal, wir führen jetzt erstmal ein und gucken dann, wie es weitergeht? Also die Devise gerade ist ein Stück weit schlichte Fichte. Wir versuchen, einen Standard-dynamischen Stromtarif umzusetzen mit Day-Ahead-Preisen an der Stelle. Wir verzichten auch auf Obergrenzen oder Untergrenzen. Wir geben die Dynamik nach aktuellem Stand zu 100% weiter. Gleichwohl denken wir natürlich darüber nach, was sonst noch links und rechts möglich wäre. Aber wir starten erst einmal mit dem Standard und lernen damit. Das ist unsere Devise. Ich glaube, damit machen wir es auch einfach. kann ich eins zu eins nachvollziehen, weil das identische ist zu dem, was an der Börse los war. Und dementsprechend haben wir eigentlich die höchste Preistransparenz, die man so haben kann. Wir haben da keine versteckten Kalkulationen hin, sondern wir reichen das durch. Natürlich irgendwo mit den nötigen Preisaufschlägen, die wir für die Beschaffung haben. Aber wir schaffen hier etwas sehr Transparentes, Ehrliches. Und wie guckst du persönlich drauf? Also bist du eine von den Personen, die schnell so einen dynamischen Tarif bei euch abschließen werden? Da ich selber aktuell nur in einer Mietwohnung wohne, sind die Potenziale natürlich noch nicht ganz so groß. Auch wenn ich ein E-Auto fahre, das kann ich Gott sei Dank hier bei meinem Arbeitgeber laden. Aber ich wäre sicherlich eine der Ersten. Also ich würde es vielleicht so oder so ausprobieren, einfach um die Erfahrung zu sammeln, den Umgang mit der App, mit der Steuerung und wenn es eben nur die Waschmaschine oder die Spülmaschine ist, die ich damit versuche zu optimieren an der Stelle. Es gibt halt so viele Dinge, die man erstmal ausprobieren muss, die sich dann erst so richtig entfalten und wo man wirklich irgendwie lernt, auch damit umzugehen. Das Gleiche, also genau die Situation habt ihr als Innovationsabteilung auch. Also einmal allgemein und einmal jetzt bezogen auf den dynamischen Stromtarif. Wie wichtig ist es, von vornherein alle Eventualitäten betrachtet zu haben oder zu starten und einfach auch im Haus vielleicht auch mitzuteilen, das wird nicht zu 100 Prozent perfekt sein. Ihr werdet damit leben müssen, dass wir anhand von Kundenfeedback wachsen werden und besser werden. Wie guckst du drauf und wie guckt eigentlich auch die große breite Masse der Kolleginnen und Kollegen eigentlich da drauf? Ja, also ich glaube je nachdem, wen man hier bei den Startwerken fragt, bekommt man ganz ganz unterschiedliche Antworten. Fragst du das Innovationsteam und mich, dann ist die Antwort klar. Wir durchdenken nicht jede Eventualität und berücksichtigen nicht jede kleine Sonderlocke an der Stelle, sondern wir wollen einfach starten, den ersten Use Case, also mit E-Mobilität an den Start gehen und hier einen Mehrwert liefern und vor allem auch mit den Kundinnen und Kunden, die dann unsere Testkunden werden, gemeinsam wachsen und lernen. Dazu gehört natürlich auch Fehler zu machen am Anfang. Die werden wir machen und daraus werden wir lernen und dadurch werden wir das Produkt optimieren. einen massenmarktfähigen Produkt bedeutet das natürlich, dass wir da nicht so sehr Wert auf die Qualität legen, sondern eben schnell zu sein, etwas schnell, etwas Innovatives zu schaffen. Das müssen wir aber auch einfach in der Kommunikation nach außen transparent machen, dass an der Stelle wir wirklich ein neuartiges Produkt haben, wo noch manuelle Prozesse mit verbunden sind, wo wir eben in einem Lernvorgang sind. Wenn wir das zu den Kunden transparent machen, dann sehe ich da überhaupt kein Problem drin. Gerade wenn man eben einen langsamen Markteinstieg wählt und hier nicht sofort 1000 Kunden oder mehr gewinnen möchte. Wie schaut ihr denn als eher innovativ oder von der Innovation getriebenes Stadtwerk auf das Thema Wirtschaftlichkeit? Es hält sich ja schon im Markt generell die These, mit einem dynamischen Tarif kann man kein Geld verdienen. Du sprichst ja jetzt auch eher erst mal von einem kleinen Markt, von Lernen und Wachsen. Denkt ihr das Thema Wirtschaftlichkeit trotzdem von Anfang an mit und ohne da jetzt tief in den Business Case einsteigen zu wollen? Aber wie geht ihr da an das Thema heran? Absolut. Bei jeder Innovation, die wir einführen, steht die Wirtschaftlichkeit irgendwo natürlich auch im Mittelpunkt. Zu welchem Zeitpunkt ist eben nur die Frage. Erwartet man jetzt nach einem Jahr eine Wirtschaftlichkeit oder sehen wir eben Potenzial? Wir haben ein Business Case gerechnet mit einer Hochlaufkurve entsprechend und sehen hier neben der Wirtschaftlichkeit dieses Kernangebotes, das irgendwann gegeben sein muss, aber auch gerade bei diesem Produkt wahnsinnige Potenziale des des Cross-Sellings und der Kundenbindung. Wir haben hier einen Türöffner, auch für unsere Energiedienstleistungen beispielsweise. Wenn Kunden noch keine Wallbox, noch keine Wärmepumpe, noch keine PV-Anlage mit Speicher haben, dann haben wir die Möglichkeit, über diese Lösung natürlich auch diese Themen zu platzieren und uns als energiedienstleister, als ganzheitliche energiedienstleister zu positionieren. Wir wollen weg von dem reinen Vermarkten der Kilowattstunde hin zu einem ganzheitlichen Lösungsanbieter. Das ist unser Pfad, unser Weg. Wir möchten Kunden dazu befähigen, sich zu optimieren. Diese Leistung wird am Ende auch bezahlt. Es geht hier auch bei dem dynamischen Stromtarif weniger darum, über die Kilowattstunde Geld zu verdienen, sondern die Leistung über einen Grundpreis, über eine Grundpreisgestaltung natürlich auch zu bepreisen, dass der Kunde bereit ist, uns an der Stelle, ja, er bezahlt uns für seine Kostenoptimierung, also für sein Einsparpotenzial am Ende des Tages. Da sehen wir die Chancen, was die Erlösquellen angeht, am Ende des Tages eben als Teil eines ganzen Ökosystems, was wir aufbauen. Auch mit Blick auf den bundesweiten Wettbewerb, den es ja gibt, und da haben wir ja einige innovative Unternehmen, die da gerade auch schwer in der Presse und auch werblich auftrumpfen. Das sind namentlich jetzt mal so 1,5 Grad. Ich glaube, die Presse dominieren einigermaßen. Jetzt haben wir auch noch Lichtblick mit einem tollen Produkt, mit diesem Wallet dabei. Dann gibt es Enpal. Jetzt hat Tibber, derjenige, der im Grunde genommen das ganze Thema überhaupt mal mit dynamischen Tarifen etabliert hat oder begonnen hat. Etabliert ist er noch nicht, aber begonnen hat in Deutschland, bringt auch was. Dieses Grit-Thema, was da jetzt erstmal in den Nordics irgendwie aktiv wird, auf so einer Skala von 1 bis 10. Ich weiß, das ist total subjektiv, aber wie wichtig ist es, sich sozusagen als Stadtwerk überhaupt da zu platzieren, um überhaupt noch mitspielen zu können? Im Sinne von, bei 10 würdest du jetzt sagen, das Stadtwerk hat null Chance mehr, ever, wenn man sich da nicht mit beschäftigt. Und bei 1 wäre jetzt sozusagen die Aussage, wir können auch weitermachen, wie gehabt. Das bringt eigentlich nichts. Aus der aktuellen Perspektive würde ich dem, glaube ich, mindestens eine 8 geben oder eine 9. Ich glaube, es gibt immer noch, Gott sei Dank, für alle Stadtwerke deutschlandweit, gilt das, glaube ich, so diese träge Masse, die sich irgendwo in der Grundversorgung bewegen und noch nicht den Blick in Richtung Wettbewerb gerichtet haben. Aber wir merken auch besonders mit Blick auf das letzte halbe Jahr, einen wirklich noch mal wieder zugenommenen Wettbewerb. In der Energiekrise sind viele Kunden gezwungenermaßen zu uns zurückgekommen. Die meisten davon haben wir schon längst wieder verloren und es nimmt zu. Aus meiner Sicht ist es zwingend erforderlich, dass wir diesen von dir genannten Wettbewerbern das ernst nehmen, was da passiert, und dass wir diesen Schritt in die Richtung gehen. Vor dem Hintergrund wundert mich auch die Zurückhaltung vieler anderer Stadtwerke, was das Thema angeht. Ich spüre am Markt an der Stelle gerade eher dieses, wir erfüllen die gesetzliche Pflicht und wir machen da so ein Produkt, das packen wir in die Schublade und wenn jemand fragt, dann haben wir was. Wenn die Bundesnetzagentur bei uns anklopft, dann können wir sagen, wir haben es. Das ist gerade diese Wir haben gerade eine Sicht auf das Thema. Und dann gibt es viele Stadtwerke, die mich auch ansprechen auf diverse Veranstaltungen und sehr interessiert und neugierig sind. Sie gucken nach Münster und fragen sich, was die Münsteraner da machen und was da passiert. Aber sie sind auch noch zögerlich. Ich würde mir wünschen, dass wir alle ein bisschen mutiger sind und dass viele auf diesen Zug jetzt aufspringen, damit das auch gut wird, damit das auch gelingt. Wenn man sich anguckt, was da für Investitionen von den Tibbers und 1,5 dieser Welt gesammelt wurden von großen Investoren, da steckt viel Geld hinter, da steckt viel Kraft hinter gerade. Und da brauchen wir, glaube ich, aus meiner Sicht ein gutes Gegengewicht in der Stadtwerkewelt. Gut, jetzt hast du ja auch skizziert, wie wichtig das ganze Thema ist. Jetzt bin ich mal ein bisschen ketzerisch. Du bist ja als Innovationsmanagerin, du bist ein junger Mensch mit viel Lust auf neue Themen. Und jetzt sind ja in so einem Stadtwerk auch Menschen, die da arbeiten, die das auch seit 20, 30 Jahren machen, vielleicht sogar noch länger. Ich meine das auch gar nicht despektierlich, aber Stadtwerke sind jetzt per se, glaube ich, lange Jahre kein Magnet für junge, innovative, wilde gewesen, sondern eher für bewahrende, stabile Mindsets. Also wie gesagt, das hat alles seine Daseinsberechtigung, aber ich glaube, dass da doch ein gewisser Überhang sein kann in so einem Stadtwerk. Wie geht ihr damit um, intern die Kolleginnen und Kollegen zu bewegen? Weil ihr müsst ja wirklich sehr viele Abteilungen und sehr viele Menschen auch in dieses Projekt integrieren, damit das vorangehen kann? Ja, absolut. Kommunikation ist da das A und O. Wir sprechen wahnsinnig viel, auch ganz viele Vier-Augen-Gespräche, bevor man in große Runden einlädt. Wir müssen jetzt mal irgendwo sprechen. Und dann formiert sich in solchen großen Runden oft dieses Gegengewicht, diese Argumente, wo dann schnell Verbündete da sind, die dieses alte Mindset mitbringen. Wir haben die Erfahrung gemacht, wenn man vorher mal jeden Einzelnen abholt und da auch Verständnis schafft für diesen neuen Weg und vor allem auch darauf eingeht, dass wir hier noch nicht in die Masse gehen, sondern dass wir hier mit starten wollen, aber auch gemeinsam langsam lernen und wachsen wollen, da machen wir eigentlich insgesamt ganz gute Erfahrungen mit. Gleichwohl stolpern wir natürlich immer wieder über bestimmte Richtlinien. Datenschutz ist immer so ein Thema, wo wir natürlich auch als kritische Infrastruktur, als Energieversorger natürlich auch sehr hohe Ansprüche erfüllen müssen. Das ist schon ein definitives Spagat, aber ganz klar reden, reden, reden. Am Ende des Tages jetzt aber auch mit den ersten Innovationen auch beweisen, dass es nicht wehtut, dass es Spaß macht, dass es der richtige Weg ist. Da wird der dynamische Stromtarif sicherlich eines der ersten großen Projekte sein, wo wir das dann auch unter Beweis stellen. Jetzt hatte ich gerade schon so anklingen lassen und du hast es ja auch bestätigt, dass viele Menschen involviert sind innerhalb des Stadtwerks. Da geht es von der Strategieentwicklung über Abrechnungsfähigkeit und Kommunikation auch in Richtung Einkauf, also Beschaffung, Beschaffungsstrategie. Wo war oder ist für dich gerade die größte Hürde zu überwinden? Kann man das überhaupt ranken? Und wenn ja, wo siehst du sozusagen die größte Herausforderung, die unter Umständen auch andere Stadtwerke haben könnten? Also ich glaube, die Abrechnung hinzubekommen ist nicht ganz leicht. Wir kommen aus der Energiekrise. Da waren zum einen natürlich Kapazitäten. Kapazitäten bei unserer IT-Tochter waren stark gebunden. Sind es bis heute. Also da sind immer noch Restarbeiten zu tun, sodass das nicht nur eine Machbarkeit, sondern auch in Teilen auch eine Kapazitätsfrage ist, ob man sich mit solchen, ich sag mal, neuen nicht nice to have. Wir haben ja natürlich auch eine gesetzliche Verpflichtung. Aber da ist ja die Frage, wie präge ich sie aus, wie dynamisch wird der dynamische Tarif und wie ertüchtige ich da dann das IT-System hinter. Das ist sicherlich eine große Hürde, aber da sind wir Gott sei Dank mit unserem Partner, mit der ITEMS, sind wir hier einen ganzen Schritt weiter gekommen, ziehen ja an einem Strang und gehen da sehr chancenorientiert jetzt auch gemeinsam ran. Du sagtest auch gerade Beschaffung. Auch da ist ein Umdenken erforderlich, auch da war am Anfang Vorbehalte zu spüren, aber auch da haben wir jetzt die Prozesse gut durchdacht schon. Wie gesagt, ich glaube Stadtwerke müssen schauen, wie bekommen sie die Abrechnungsfähigkeit des dynamischen Tarifs hin. Das ist sicherlich die größte Hürde und auch da macht es Sinn, sich zusammenzutun und das nicht isoliert voreinander zu betrachten. Also schon das Thema ist bei dir oben auf. Anna, du hast gerade gezuckt. Ich sehe dich. Genau. Du hast ja auch gerade so ein bisschen die Trägheit oder die Stimmung in der Branche gespiegelt. Ein weiteres Thema, was mir da öfter mal zugerufen wird, ist, es gibt ja eh keinen Markt. Das ist so ein weiteres Vorurteil, sage ich jetzt mal, für den dynamischen Tarif. Wir haben ja eingangs schon darüber gesprochen, welche Zielgruppen es gibt. Es gibt ja durchaus einen signifikanten Anteil an Elektroautobesitzern. Deswegen die Frage an der Stelle, siehst du es als eine Herausforderung, die potenziellen Zielkunden überhaupt zu gewinnen, anzusprechen, mitzunehmen? Oder ist das ein Thema, wo du sagst, die Kunden werden schon kommen? Also wir haben in Münster wirklich zum Beispiel nur sehr, sehr hohe Dichte an E-Autofahrern. Ich glaube, eine der höchsten sogar in Deutschland. Das ist natürlich erst mal eine gute Ausgangslage, hier in dieser Stadt mit diesem Tarif an den Start zu gehen. Und auch eine hohe Einfamilienhausdichte an der Stelle. Also sicherlich eine der interessantesten Kundengruppen, die wir ansprechen können. Gleichwohl glaube ich schon, dass es jetzt zu Beginn nicht ganz leicht wird, Überzeugungstäter zu gewinnen. Wir wollen die auch als VIP-Kunden, als Pioniere ansprechen und da an der Stelle natürlich auch die Besonderheit dessen, so ihr seid die ersten, die dabei sein können und geht mit uns diesen Weg, lernt mit uns. Das ist die Kernidee dahinter und dann hoffen wir natürlich, dass die ersten Kunden, die auf den Zug mit aufspringen, auch ihre Stimme für uns erheben und als Referenzen dann natürlich auch ihre Erfahrungen hier in Münster teilen. Das wird aber sicherlich langsames Wachstum sein, denn der Münsteraner per se ist jetzt auch nicht so der Mutigste. Er ist eher der Konservative, der vielleicht auch nicht sofort immer der First Mover bei allem ist. Somit bin ich sehr gespannt, wie die Münsteranerinnen und Münsteraner darauf reagieren und wie schnell die Wachstumskurve am Ende sein wird. Aber der Markt an sich ist auf jeden Fall groß und wenn wir beweisen, dass es zu großen Einsparungen kommt, dann wird sich das auch sukzessive durchsetzen. Da bin ich auf jeden Fall von überzeugt. Wenn man so hinguckt, in Richtung Schweden zum Beispiel, da gibt es mittlerweile 70 Prozent der Menschen, glaube ich, sind da in dynamischen Stromtarifen unterwegs. Da kann man sich schon die Frage stellen, warum sollte es hier anders sein nach einer gewissen Zeit. irgendwie auch ganz interessant, dass auch Leute in SRP, also in diesen Standardlastprofilen, durchaus profitieren können. Was mich zum nächsten Thema bringt, wie stark bremst euch das Zielwesen sozusagen aus? Also das Thema Smart Meter Rollout ist ja seit 2011, wenn ich richtig informiert bin, ein immer mal wieder aufploppender Begriff in Deutschland. Wie zuversichtlich bist du, dass wir es bis Ende des Jahres tatsächlich hinkriegen, das ausreichend aufgeräumt zu haben. Entschuldigung, es sollte ja Ende des Jahrzehnts sein. Ich bin gerade zu optimistisch. Ende des Jahres wäre schön. Ja, ich sage mal so, ganz ehrlich, das ist auch einer der Gründe mit, warum wir nicht sofort mit 1.000 Kunden an den Start gehen, sondern auch hier ein langsames Wachstum in diesem Jahr, gerade mit Blick auf dieses Jahr, noch nicht in die Masse gehen. Wir hoffen, dass es sich entspannt und dass wir die Verfügbarkeit zunehmend haben werden. Denn das Messsystem ist eine technische Grundvoraussetzung, damit es funktioniert. Man kann sich hier sicherlich auch mit alternativen Lösungen verhelfen. Aber um jetzt auch auf der Netzseite, also auf Netz- und Vertriebsseite das Optimum rauszuholen und auch die automatischen Abrechnungsprozesse, die damit verbunden sind, realisieren zu können, ist das intelligente Messsystem auf jeden Fall eine Grundvoraussetzung. Von daher lieben Gruß an die Stadtnetze, an der Stelle gebt Gas. Ja, genau. Du hast gerade die Alternativen genannt, die man drauf ploppen kann, um dann auch eine Echtzeitmeldung zu kriegen. Da gibt es ja mehrere Gründe, warum man das unter Umständen machen sollte. Siehst du da eine Chance, da praktisch diese Lücke bis zum Rollout schlückweit zu schließen, auch in den Funktionalitäten für Kundinnen und Kunden? Die ist da. Die sehe ich definitiv. Auch die Echtzeitdaten sind natürlich ein spannendes Add-on nicht zwingend erforderlich. Es reichen die Messwerte, die über das intelligente Messsystem vom Vortag bereitgestellt werden, für eine Rückschau, für Angaben, was ich eingespart habe. Echtzeitdaten sind da sicherlich die Kirsche auf der Sahne an der Stelle und könnten das Angebot nochmal sehr gut ergänzen oder eben, wie du schon geschildert hast, ein gutes Übergangsszenario sein. Aber um die volle Abrechnungsfähigkeit sicherzustellen, setzen wir jetzt auch eigentlich von Beginn an auf das intelligente Messsystem. Ja, also wir werden ja noch eine weitere Ausgabe haben in zwei Folgen mit der Janka und mit Vicky, Victoria von Schallers, die ja auch ein Dokument verfasst haben, dass man auch netzseitig danach abrechnen können und sollen dürfte. Das ist zumindest juristisch mal sauber durchdekliniert, aber da guckt ja auch immer noch mal so ein Netzkollege drauf und muss das auch akzeptieren, um dann am Ende auch Netzentgelte abrechnen zu können. Insofern wird auch noch eine spannende Folge. Vielleicht ganz interessant, da auch noch reinzuhören. Mal schauen. Ich würde vielleicht einfach auf die Chancen kommen. Wir hatten jetzt gerade die Hürden und jetzt vielleicht nochmal konkret auf die Chancen. Es gibt so kurzfristige Themen. Du hast das gerade vorhin genannt. Ich habe einen Aufschlag auf eine Kilowattstunde Strom. Damit kann ich Geld verdienen. Ich habe eine Grundgebühr, die kann ich nutzen, um damit Geld zu verdienen. Wie guckst du auf das, was dann tatsächlich möglich wird, wenn das richtig mal etabliert ist? Also das Thema Flexibilitätsvermarktung, Einkaufsstrategien, Schwärme, die man sozusagen optimieren kann. Da wohnt ja dann doch auch die ein oder andere Chance oder guckt ihr da gerade noch gar nicht hin? Doch, also wir hatten das von Anfang an im Blick. Wir haben die Idee des dynamischen Stromtarifs, also beziehungsweise der Lösung, an der wir gerade arbeiten, die ist eigentlich aus der Perspektive Netzstabilität sogar ein Stück weit entstanden. Also aus der Perspektive, wie können wir die Schwankungen über eine intelligente Lösung perspektivisch sicherstellen? Wie können wir ein System schaffen, was dazu befähigt, den Strom eben dann zu verbrauchen, wenn er gerade erzeugt wird? Und deswegen, das ist aus meiner Sicht auch diese mittel- bis langfristige Zielsetzung hinter dem Projekt, neben der Kundenbindung als solches eben auch aus Konzern-Stadtwerke-Münster-Stadtnetze-Münster-Perspektive hier etwas aufzubauen, was dafür sorgt, dass wir nicht von außen eingreifen müssen, also abschalten oder runter regeln müssen, wo am Ende die Bürgerinnen und Bürger ja auch zu spüren bekommen, da passiert ein Eingriff, weil mein Auto lädt plötzlich nicht mehr in der Geschwindigkeit, in der ich es eigentlich wollte. Das kann ja keiner wollen und somit schaffen wir etwas, wo unbemerkt an der Stelle eigentlich Netzsteuerung passiert. Wo unbemerkt im Hintergrund optimiert wird und am Ende ist trotzdem das Auto voll geladen. Der Bürger, die Bürgerin hat noch eingespart und wir haben ein stabiles Netz sichergestellt in Münster. Und ich sage mal gepaart mit der Perspektive auch dynamischer Netzentgelte, kommt ja hier eine weitere Einsparkomponente mit rein, die wir heute ja so noch nicht realisieren. Wir gehen erst mal über die Dynamik des Spotmarktarifs an der Stelle, aber da stecken ja noch mehr Potenziale hinter. Das macht das Ganze für uns auch aus Konzernperspektive sehr interessant. Denkt ihr dann, das Thema dynamische Netzentgelte jetzt auch schon mit in einer potenziellen Erweiterungsstufe? Es steht jetzt bei uns im Produkt noch nicht im Fokus, aber unsere Stadtnetze-Kollegen sind da natürlich schon an dem Thema dran. Ja, man kann natürlich – also ich glaube, zu dynamischen Netzen entgelten, da braucht es sicherlich noch die eine oder andere Regeländerung, die unter Umständen auch ein bisschen Zeit brauchen wird. Wenn ich richtig informiert bin, haben wir in der Verpflichtung zu dynamischen Tarifen auf jeden Fall diesen einen Tarif, der sich praktisch genau an dieser Börsenpreiskurve orientieren soll. Wo es für mich als dünnes Eis wird, ist es überhaupt schon möglich, das wäre vielleicht dann auch etwas, was wir vielleicht Christina von Sirio oder auch Janka mal fragen können, ist es überhaupt möglich unterschiedlich hohe Aufschläge zu unterschiedlichen Zeiten innerhalb des Strompreises zu machen, weil am Ende kommt ja ein Bruttopreis beim Kunden an und dann dem ist es eigentlich egal, ob der Bruttopreis sich aus Netzentgelt plus Energie und Aufschläge und so weiter ergibt oder eben wie auch immer der entsteht, dann könnte ich theoretisch auch dafür sorgen, dass wenn prognoseseitig sehr viele Leute auf einmal anfangen würden, ihr Auto zu laden, ich den Preis dann zu der Stunde doch wieder ein bisschen teurer mache und damit eben über den Preis super eine coole Nivellierung hinkriege in der Incentivierung, dann habe ich ja wirklich die Möglichkeit, vielleicht sogar Ausbau, Netzausbau und Ertüchtigungsinvestitionen zu schieben. Und das kann man gar nicht mehr in Business Case einrechnen. Aber so eine Sache verschwören die euch auch durch die Köpfe? Absolut. Sicherlich ist das Szenario, was du gerade geschildert hast, da ist noch viel. Da bewege ich mich auch auf den Mais, da muss noch ein bisschen was passieren. Aber in die Richtung entwickelt sich das, glaube ich, gerade auch regulatorisch. Wenn wir es dann damit schaffen, den einen oder anderen Netzausbau-Maßnahme hier uns ersparen zu können, das wäre schon von Vorteil. Also das sind Investitionen, die da in den nächsten Zehnten, kann man ja sagen, auf uns zukommen, die sind enorm. Das ist eine der größten Herausforderungen eines Stadtwerks, die Transformation der Netze. Und da braucht es eben viele intelligente Lösungen und mehrere Perspektiven und nicht nur das Aufbuddeln Auch abrechnungsseitig. Wenn der reine dynamische Tarif schon eine Herausforderung ist, dann wird es da sicherlich auch noch mal spannend. Ja, absolut. Genau. Zu unterschiedlichen Zeiten, unterschiedliche Preisaufschläge. Dann hast du vielleicht tatsächlich das Thema Flexibilität da drin. Wie preise ich das wieder zurück ein, Rückkopplung und so. Auf jeden Fall super spannend. Jetzt habt ihr ja eigentlich, ich weiß gar nicht, wie viele Leute bei euch arbeiten im Konzern und im Vertrieb, also in unserem ganzen Vertriebsbereich sind es gut 200. Ohne Gewehr, die Angaben. Ich finde es immer ganz spannend. Bei mir vor der Tür ist irgendwann mal ein Trupp angerückt. Das sind ja hier die Stadtwerke Lübeck. Aber solche Trupps gibt es bei euch auch. Hier ist der Strom ausgefallen. Dann geht man mit so komischen Schnüffelapparaten über den Bürgersteig und guckt, wo das Kabel kaputt ist. Da ist mir irgendwann aufgefallen, als ich da nachts vor die Tür guckte und die da draußen am Rumbaggern und am Rumbuddeln waren, ist mir aufgefallen, dass dieser ganze schöne, digitale, große, bunte Latte-Macchiato-Kram, den wir hier so manchmal feiern, überhaupt nicht funktioniert, wenn nicht auch Leute tatsächlich mit dem Spaten in die Erde gehen und einfach diese ganzen Netze und diese ganze Arbeit machen, damit wir davon profitieren können an allen möglichen Ebenen. Feiert ihr das eigentlich auch mal? Ihr macht ja wirklich herkulesartige Aufgaben und vom Denken bis ins Handeln, alles drin. Kriegen das alle Kolleginnen und Kollegen mit im Konzern und dürfen da auch mal sich auf die Schulter klopfen? Gefeiert wird hier bei uns auf jeden Fall mehrfach im Jahr. Wir haben natürlich immer unser Betriebsfest. Das findet also alle zwei Jahre nur statt. Aber das haben wir letztes Jahr noch gehabt und da haben wir ordentlich gefeiert auf jeden Fall. Uns gefeiert als Team Münster, wie wir uns selbst bezeichnen. Karneval ist auch immer ganz beliebt bei allen. Die legendäre Altweiberparty, wo wir die Gelegenheit haben, gemeinsam zu feiern. Aber es gehört natürlich auch dazu, jetzt im Tagtäglichen die Erfolge zu feiern, die man so erlebt. Da wird regelmäßig natürlich auch berichtet, ob im Intranet oder an anderer Stelle, was wir erreicht haben, was wir geschafft haben und auch darüber zu sprechen. Genau, da gibt es ja viel Notwendigkeit für interne Kommunikation, weil bei so vielen Menschen ganz natürlich niemand alles mitkriegen kann, was im Hause passiert. Jeder hat natürlich seinen eigenen Fokus auf seinen eigenen Arbeitsalltag. Wie kommt das raus zu den Leuten und wie gibt es unter Umständen sogar Kooperationsmöglichkeiten? Die bundesweiten Anbieter, die großen, die wir schon genannt haben, die machen ganz schön Wirbel und sorgen natürlich auch dafür, dass die Leute das mitkriegen und lernen, damit umzugehen, verstehen, wie das Ganze gedacht und gemeint ist, allein durch die Marketingaktivitäten. Kannst du dir vorstellen, dass man vielleicht auch mit Stadtwerken vielleicht sogar gemeinsam abgestimmte Kampagnen und Botschaften in die Welt bringt, um am Ende die Bevölkerung und potenzielle Kunden irgendwie aufzuschlauen? Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Das hat es auch in der Vergangenheit ja immer mal wieder gegeben, dass Städte und Städte sich zusammengetan haben und eine gemeinsame Marke aufgebaut haben als Gegengewicht auch zu den Discountern oder zu den großen Wettbewerbern. Und in diesem Fall haben wir ja auch ein gemeinsames Bindeglied, die Anytime Green an der Stelle. Das wäre total schön, wenn wir es schaffen, nicht nur die lokale Marke unseres Dynamischen Tarifs in Münster aufzubauen, sondern auch insgesamt uns zusammenzutun. Unser Markt an sich konzentriert sich natürlich auf Münster. Wir müssen hier in Münster eine Wahrnehmung schaffen und eine Sichtbarkeit herstellen. Aber wenn da etwas ist, weil wir können ja jetzt auch nicht in Fernsehen Werbung machen oder sonst wie, da sind ja unsere Möglichkeiten, wenn wir es alleine machen, auch begrenzt. Und von daher, wenn man sich da zusammentun, hat man natürlich auch viel mehr Kraft einer ganzheitlichen Wahrnehmung in Deutschland flächendeckend. Du weißt ja, Anna und du, ihr wart ja beide bei der letzten VKU-Veranstaltung. Ich weiß gar nicht, wie die heißt und wo sie genau war. Ich weiß nur, dass ihr beide da wart. Seht ihr, siehst du da auch schon was, dass sich da was formiert? Also bei den klassischen Verbänden auch Kommunikation über gute Pressearbeit läuft oder am Ende vielleicht irgendwie ein Vertreter, eine Vertreterin mal in den Tagesthemen darüber spricht, dass auch die Stadtwerke alle mittlerweile diese Tarife anbieten und damit tolle Möglichkeiten schaffen? Also wenn ich das jetzt mal vergleiche von einem halben Jahr zu jetzt, muss ich sagen, ist der dynamische Stromtarif gerade in der der Energiewirtschaft. Also hat er wahnsinnig an Präsenz gewonnen. Ich habe es heute noch im ZFK-Newsletter gelesen, dass ein anderes Stadtwerk da auch etwas entwickelt hat in die Richtung. Da formuliert sich auf jeden Fall etwas. Ständig finden über ASEF, VKU oder andere dieser Formate Erfahrungsaustauschtermine statt, Workshops statt rund um den dynamischen Tarif. Also da passiert Da passiert viel, um Stadtwerke zusammenzubringen, um das Thema nicht isoliert zu betrachten, sondern sich gemeinsam zu formieren. Im Moment ist mein Eindruck, dass das noch viel reden, sich austauschen, also noch nicht so stark dieses gemeinsame Machen, dieses alles klar, wir sind jetzt wirklich ein Zusammenschluss von 15, 20 Stadtwerken und wir machen es jetzt. Also im Moment sind wir gerade da ja auch noch so, also nicht ganz einzelkämpferisch unterwegs, aber wir gewinnen ganz viele Interessenten. Und jetzt geht es los, dass man sich dann auch wirklich in der Umsetzung zusammentut. Ja, okay. Was dann ja tatsächlich auch ganz spannend wäre, Metti, das ist eigentlich eine ganz coole Idee, was du gerade angesprochen hast. In der Endkundenkommunikation, das war ja auch einer der Tenore, dass da schon viel Kommunikationsarbeit in Richtung Verbraucher auch notwendig ist, damit der Tarif verstanden wird, damit die Potenziale verstanden werden, damit auch potenzielle Hemmnisse abgebaut werden können. Und an der Stelle sozusagen sich auch zusammenzutun und zu sagen, klar, jeder holt seinen Verbraucher in seiner eigenen Tonalität ab, aber man muss eigentlich bei der Erklärung des Produkts im eigentlichen ja auch nicht jedes Mal bei Adam und Eva anfangen. Da könnte man ja auch so ein Ergebnis schaffen. Ja, absolut. Genau. Ich glaube, die Fragen sind in jeder Stadt oder bei jedem Kunden deutschlandweit gleich. Da macht es keinen Unterschied, ob derjenige diejenige in Münster sitzt oder in Lübeck oder in Hamburg. Was mir noch auffällt in dem Zusammenhang Kommunikation ist, wenn ich auf 1,5 und Lichtblick gucke, dann sind das tolle Produkte, die an den Start rollen. Ohne Frage muss man auch den Hut vorziehen. Die haben auch ihre Hausaufgaben gemacht. Es sind aber alles so proprietäre Ansätze. Ich kann bei 1,5 nicht meines Wissens keine Wärmepumpe, die ich vor zwei Jahren installieren lassen habe, und die nicht cloudfähig ist, damit andübeln. Bei Lichtblick geht es definitiv nicht. Das wird als Vorteil verkauft, der man dann perfekt steuern kann. Aber wir wissen ja auch, wie Marketing funktioniert. Ich glaube, dass bei Stadtwerken das Potenzial da ist, dass man a. mit einer lokalen, vertrauensstarken Marke und b. mit einer Ausbausituation, die in den einzelnen Haushalten durchaus Stück für Stück passiert und nicht auf einen Schlag einfach auch die Nase cool nach vorne bringen kann. Nach dem Motto, du kannst jetzt das PV vor drei, vier Jahren gekauft haben und nächstes Jahr erst die Wärmepumpe anschließen und trotzdem habe ich einen dynamischen Tarif für dich und eine Steuerungsmöglichkeit für dich, in der du das alles integrieren kannst. Da habe ich manchmal das Gefühl, das ist noch nicht so richtig angekommen in den Köpfen bei den Stadtwerken, weil vielleicht auch einfach die aktuellen Hürden und Herausforderungen, das überhaupt an den Start zu kriegen, noch ein bisschen übersteuern oder größer sind in der Wahrnehmung. Wie nimmst du das wahr? Sind so Sachen in der Verkaufsstrategie schon auf dem Schirm? Auf jeden Fall. Wir haben gerade generell natürlich die Herausforderung, dass wir die Mehrwerte eines Stadtwerks irgendwo auch hervorheben müssen. Das, was wir hier live, ich sage mal abseits der zuverlässigen Strom- oder Wärme über beispielsweise tiefen Geothermie. Das sind ja riesige Herausforderungen, die wir stemmen müssen und die aber wichtig sind auch für die Region, für die Stadt, wo wir einfach derjenige sind, der die Energiewende hier für dafür verantwortlich ist und leisten muss. Ich glaube, da unterscheiden wir uns ja im Kern von den Wettbewerbern, von den von dir genannten, dass wir hier viel mehr Beitrag leisten und dass das am Ende eben nur funktioniert, wenn wir da alle an einem Strand ziehen und wenn man eben nicht zu einem Discounter wechselt oder zu einem anderen Wettbewerber geht. Also somit versuchen wir schon natürlich unseren USP immer wieder fortzuheben. Wir sind greifbar, anfassbar und hoffen damit natürlich auch soziales Engagement. Ich könnte jetzt weitermachen. Das sind natürlich viele Aspekte, die hier mit reinspielen, die wir hervorheben wollen und auch müssen, damit es am Ende gelegent, dass die Entscheidung für uns zu unseren Gunsten fällt und nicht zu Gunsten des Wettbewerbs. Vielleicht, ich glaube, wir haben da schon relativ umfassend drüber gesprochen. Ich würde zum Abschluss noch mal die Frage stellen, was passiert jetzt kurzfristig? Wir sind jetzt so Mitte des Jahres angekommen, um und bei. Was wünschst du dir, was bis Ende des Jahres noch passiert, bevor alle verpflichtend diese dynamischen Tarife müssen? Was steht 2024 noch auf deiner Wunschliste ganz oben? Also mit Blick auf Münster natürlich. Ich gucke da ganz besonders auf den ersten siebten, also auf das zweite Halbjahr, dass wir den dynamischen Tarif gemeinsam an den Start bekommen. Das ist natürlich mein größter Wunsch, dass wir es schaffen, im zweiten Halbjahr dann erste Testkunden zu begeistern und am Ende des Jahres wirklich auch auf eine erste erfolgreiche Testphase schauen können und unser Produkt weiterentwickeln können. Mit Blick auf die gesamte Marktentwicklung wünsche ich mir, dass wir jetzt mal gemeinsam mit anderen Startbacken ins Machen kommen, dass wir da an der Stelle viele Mitstreiterinnen, Mitstreiter gewinnen, mit denen wir uns zusammentun, damit sich die App weiter entwickeln kann gemeinsam, damit wir schnell auch weitere Use Cases gemeinsam entwickeln können und wir so dann ja auch wirklich viele Mehrwerte schaffen können. Das schaffen wir alleine, schaffen wir das nicht. Dafür ist die Aufgabe zu herausfordernd. Da verbrauchen wir es sofort. Das würde ich mir wünschen. Also etwas mehr Aktionismus und weniger wartende Zurückhaltung. Gleichwohl kann ich es ja verstehen, du sagst es ja gerade, die Herausforderung, die wir als Stadtwerke so haben, das ist schon immens. Und da gucken auch wir gerade, worauf setzen wir unsere Energie, wir priorisieren ganz stark. Und da bleiben Themen automatisch auf der Strecke. Und je kleiner das Stadtwerk, desto weniger kann ich natürlich auch parallel vorantreiben. Also Verständnis ist da schon für da. Gerade mit Blick auf die vergangenen zwei Jahre, was wir da krisenbedingt alles bewältigen mussten. Ja, aber deswegen auch hier Bright Sides, Energiewende gemeinsam, heißt das ganze Projekt ja hier, dieses Podcast-Projekt. Und am Ende ist uns auch klar, also als Anna und ich uns irgendwie mal getroffen haben und die Köpfe zusammengesteckt haben, war uns irgendwie auch klar, es ist ja alles eine gemeinsame Arbeit. Also auf der Seite der diensteistenden Unternehmen genauso wie auf der Seite der umsetzenden Energieversorgungsunternehmen, Stadtwerke. Und am Ende wahrscheinlich auch auf der Seite der Bürgerinnen und Bürger. Also das auch verständlich zu machen, das ist ja so ein Ding, das uns auch beim Stadtwerke-Impact, der ja so sehr treibt, diese regionale Wertschöpfung, dass den Leuten mal klar wird, was das eigentlich heißt. Du bist beteiligt an einem Energieversorgungsunternehmen bei dir vor Ort und alles, was du da sozusagen an Vertrauen reingibst, auch an Geld bezahlst, ist am Ende etwas, was hier vor Ort Gewerbesteuer, Einkommenssteuer erzeugt. Und ich glaube, 900 oder 1000 Stadtwerke, je nach Lesart, bin ich jedenfalls fest von überzeugt, schaffen diese Energiewende gemeinsam viel besser als ein, zwei Unicorns, die alle ihre Daseinsberechtigung haben. Meine ich überhaupt nicht doof. Die treiben ja auch an. Und das wäre so die Hoffnung, dass man vielleicht auch hier über dieses kleine Format diesen Austausch so ein kleines bisschen nochmal befördern kann. Dienstleistende gehören genauso dazu wie Stadtwerke und gemeinsam kriegt man was auf die Reihe. Vielen Dank, dass du da warst. Also es ist cool. Ich gucke auch mit sehr viel Neugier auf euren Tarif und auf das, was sich alles entwickelt. Ja, danke. Es hat mir großen Spaß gemacht mit euch. Okay. Ja, prima. Dann hören wir uns beim nächsten Mal aller Wahrscheinlichkeit nach mit Sirio, also mit Christina Hunger, auch eine Juristin mit starkem Energiebezug, die ein tolles, interessantes Start-up gegründet hat, um Stadtwerken leichter die Möglichkeit zu geben, gerade an Vertragswerke zu kommen. Christina hat auch ein paar spannende Blickwinkel und guckt sehr spannend auf diesen dynamischen Tarif und auf das, was sich in der Stadtwerkewelt alles noch bewegen wird. Sie löst am Ende auch eine von vielen Baustellen innerhalb dieser ganzen Einführungsthematik, die wir gerade schon besprochen haben. Okay, prima. Dankeschön. Danke euch. Ciao. Danke euch. Bis denn. Ciao. Ciao. Copyright WDR 2021